Donnerstag, 10. Mai 2012, Quito, Ecuador (-7 Std.)
Den Dienstag habe ich mit Freunden in Buenos Aires verbracht und am Mittwoch war es wieder Zeit, zum Flughafen zu fahren. Reiseziel: Quito in Ecuador. Die Distanzen in Südamerika darf man wirklich nicht unterschätzen! Ganze acht Stunden verbrachte ich wieder im Flieger, bevor ich um kurz nach 23.00 Uhr in Quito gelandet bin. Zum Glück hat mit dem Gepäck alles wieder geklappt und der Transfer wartete auch schon auf mich. So konnte ich gegen 24.00 Uhr (in Buenos Aires wäre es bereits 02.00 Uhr gewesen) müde bei meiner Gastfamilie ins Bett fallen.
Heute muss ich zum Glück nicht früh aufstehen, da unsere Partnerschule Academia Columbus gleich um die Ecke liegt 🙂
Dort werde ich freundlich empfangen und durch die Schule geführt, bevor wir die Studentenwohnung besichtigen und eine kurze Tour zu Fuss durchs Quartier machen. Quito liegt auf über 2‘800 Metern, was sich am Anfang schon mal durch Kopfschmerzen, Müdigkeit oder Schlafschwierigkeiten bemerkbar machen kann. Ausser dass ich bei dem kurzen Fussmarsch ziemlich ausser Atem komme, habe ich zum Glück keine anderen Symptome (die Schule liegt etwas erhöht mit super Aussicht über die Stadt).
Bei unserer Rückkehr zur Schule ist dort gerade die Gruppe, welche sich für den Kochkurs angemeldet hat, mit den letzten Vorbereitungen fürs Mittagessen beschäftigt. Auf dem Menu steht „Ceviche de Camarones“, eine kalte Mahlzeit auf der Basis von Krevetten. Das Spezielle am ecuadorianischen Ceviche ist, dass man hier Bananenchips, Popcorn und eine andere Art von Mais daruntermischt (oder auch Tomatensauce und Senf). Es scheint allen Teilnehmern zu schmecken (zwei Lehrer, die österreichische Praktikantin sowie Studenten aus Schweden, Japan, Frankreich und der Schweiz) und alle sind danach gestärkt für weitere Aktivitäten oder Lektionen am Nachmittag. Es hat wirklich super geschmeckt!
Danach widme ich mich zusammen mit dem Schuldirektor wieder dem altbekannten Fragebogen, bevor ich zurück in die Familie gehe, um dort meine Berichte zu schreiben. Dabei muss ich ziemlich Gas geben, da meinem Laptop bald die Batterie ausgeht. Und mein Adapter passt zwar in die ecuadorianischen Steckdosen, der Stecker meines Laptops aber nicht in meinen Adapter (da dreipolig…). Sarah ist jetzt bereits in Brasilien unterwegs und mit ihr die selbstgebastelte Kombination von zwei übereinander gesteckten Adaptern :-). Für heute hat mir mein schwedischer Mitbewohner seine Kabel geliehen, aber spätestens morgen werde ich mich um eine Alternative kümmern müssen…
Heute habe ich übrigens noch entschlossen, morgen früh doch nicht mit dem Bus nach Cuenca zu fahren. Da ich für Quito so schon zu wenig Zeit habe, buche ich spontan für morgen Abend einen Flug nach Cuenca. So habe ich am Vormittag doch noch etwas Zeit, die Stadt auf eigene Faust zu entdecken. Für heute Abend hat mir die Schule eine Citytour bei Nacht organisiert, damit ich einen ersten Eindruck erhalte. Es tut mir zwar leid, dass ich morgen mit dem Flugzeug von der Landschaft verpasse, was ich mit dem Bus gesehen hätte, aber mir ist es doch wichtiger, Quito noch etwas besser kennen zu lernen. Ausserdem habe ich heute erfahren, dass hier das Risiko gross ist, dass man mit dem Bus mehrere Male in Strassenkontrollen kommt und Passagiere sowie Gepäck kontrolliert werden. Da wir dieses Erlebnis in Argentinien schon hatten, nehme ich das als weiteren Grund, den Flug zu buchen.
Die Citytour am Abend ist superschön… Ich komme nicht mehr aus dem Staunen heraus, so viele eindrückliche Gebäude bietet die Altstadt von Quito auf kleinstem Raum. In meinem Reiseführer wird die Stadt als architektonisches Juwel bezeichnet, was keine Übertreibung ist. Sie gilt als eine der ältesten und schönsten Kolonialstädte Lateinamerikas und gehört zum UNESCO Weltkulturerbe der Menschheit. Auch kulturell hat die Stadt viel zu bieten. Es gibt zahlreiche Museen und kulturelle Veranstaltungen. Aber auch an Ausgangsmöglichkeiten fehlt es nicht, besonders im Viertel „Mariscal“.
Als Abschluss der Tour fahren wir auf den Panecillo, den zentralen Stadthügel. Von hier aus hat man einen tollen Ausblick und man erahnt die Grösse dieser Stadt, welche sich in Nord-Süd-Richtung auf fast 50 km ausdehnt. Mit meinem kleinen Fotoapparat kann man diese Dimensionen unmöglich einfangen…
Vom Guide erhalte ich viele interessante Informationen zu der Geschichte von Quito. Im Vergleich zu den von uns bisher besichtigen Städten, ist in Quito der Einfluss und die Präsenz der indigenen Bevölkerung übrigens hier viel stärker spürbar.
Leider werde ich keine Zeit haben, die vielen Sehenswürdigkeiten in der Umgebung Quitos zu besichtigen… Nicht weit ausserhalb der Stadt trifft man auf Vulkane, Nebelwälder, Thermalbäder und auf die imaginäre Äquatorlinie. Die Naturreichtümer des Amazonas und die Strände am Pazifik sind ebenfalls von hier aus zu erreichen. Es lohnt sich auf jeden Fall, in Ecuador einen längeren Sprachkurs zu planen und am Schluss auch noch etwas Zeit zum Reisen einzurechnen.
Aber ich habe mir zumindest vorgenommen, morgen früh aufzustehen, um noch eine wolkenfreie Sicht auf die Stadt und die umliegenden Berge zu geniessen. Wenn es die Zeit zulässt, werde ich auch mit der Seilbahn auf den Vulkan fahren. Vom Westen der Hauptstadt auf 2‘950 m fährt man in ca. 10 Minuten bis zur Endstation Cruz Loma auf 4‘050 m.
Anschliessend erwartet mich mein Flug nach Cuenca, wo ich dann bis zum Ende dieser Reise in einer Woche bleiben werde.