Für eine Reise nach Süd- oder auch Zentralamerika ist das Beherrschen der spanischen Sprache von grossem Vorteil. Aus diesem Grund habe ich mich auch für einen vorgängigen Sprachaufenthalt entschieden. Meine Entscheidung fiel schnell auf Costa Rica, vor allem wegen der atemberaubenden Natur und der grossen Artenvielfalt. Bei der Planung zu Hause stieg die Vorfreude von Tag zu Tag, parallel auch zum Respekt vor der fremden Sprache.
Selbstverständlich wollte ich nicht vollkommen unvorbereitet in das grüne Herzen Zentralamerikas reisen, so eignete ich mir mit einigen Lern-CDs und Büchern ein gewisses Basiswissen an. Ich dachte mir: «sobald du da angekommen bist und die Sprache immer wieder hörst, geht das dann schon.» Mit einer grossen Portion Selbstvertrauen machte ich mich also auf den Weg. Angekommen in Costa Rica musste ich aber schnell feststellen, dass sich die Einheimischen nicht so ganz an das saubere Lern-CD-Spanisch hielten. Auch das Sprachtempo glich eher einem tropischen Wirbelsturm, als einer gemütlichen Sommerbrise. Sobald man mit ein paar Brocken Spanisch antwortet, wie «Todo bien, gracias» prasselt ein riesiger Schwall an Wörtern auf einen ein. Die «Ticos» sehen einen dann erwartungsvoll an – und selbst schaut man ziemlich dumm aus der Wäsche, weil man nicht mehr weiter antworten kann. In diesem Moment war ich heil froh, einen Sprachaufenthalt bei Pro Linguis gebucht zu haben.
Das erste Kennenlernen mit meiner Gastfamilie war sehr herzlich und ich wurde allen Familienmitgliedern vorgestellt. Bei den rund 15 Personen war über jung bis alt, dünn bis dick und von Cousine bis Onkel alles dabei. Das zeigte mir ein erstes Mal, dass ich in einer anderen Kultur gelandet bin. «Bienvenidos en Costa Rica! Eso es mi hija,….» Leider verstand ich anfangs nur Bahnhof und nickte freundlich mit einem stetigen Lächeln auf dem Gesicht. Wohl die beste Strategie, um nicht abweisend zu wirken.
Wie ich dies natürlich aus der schönen Schweiz gewohnt war, war ich pünktlich in der Schule eingetroffen. Die Willkommensansprache fand – wie jeden Montag, was mir dann später bewusst wurde – etwas später als geplant, statt. An diese «ungefähren» Zeitangaben musste ich mich zuerst gewöhnen. Ein weiteres Zeichen einer anderen Kultur auf diesem Kontinent. Costa Ricas Motto lautet «Pura Vida!». Und der Name bzw. das Motto ist definitiv Programm!
Am ersten Tag wurde ein mündlicher Einstufungstest durchgeführt. Wer nicht viel mehr als «hola, buenos dias» beherrscht, wird bei den Anfängern eingeteilt (… so auch ich J). Aber schon nach wenigen Tagen hörte sich diese Fremdsprache gar nicht mehr so fremd an und ich verstand immer mehr. Nach einigen Wochen kam auch das Sprechen dann fast von alleine. 😉
Die Fortschritte in der Schule wurden immer grösser. Klar verstand ich die Leute auf der Strasse nicht immer (wieder die Tempo-Geschichte). Aber hey, ich KONNTE zumindest sprechen!! Mich mitteilen, etwas verstehen, konnte mich durchschlagen… Und das war schliesslich mein Hauptziel für die bevorstehende Reise durch Südamerika.
Im ersten Monat hatte ich Intensiv-Unterricht, sprich, sechs StundenUnterrichtpro Tag. Das war zwar anstrengend, aber die Mühe hat sich gelohnt und die Fortschritte wurden erkennbar. Viel geholfen hat mir auch die Unterkunft bei der Gastfamilie. Es war spannend, bei Einheimischen zu wohnen, dasselbe zu essen wie sie, mich mit ihnen zu unterhalten und einfach die Menschen und ihr Leben näher kennenzulernen.
Es ist wirklich witzig, eine Sprache von Beginn an zu lernen. Man kommt sich vor wie ein Kind, weil man Bildchen erhält und dann die passenden Adjektive dazu suchen muss. Und doch, so konnte ich mir die Wörter viel besser merken! Und man lernt wirklich schneller vor Ort, weil man jeden Tag Unterricht hat, jeden Tag die Sprache hört und üben kann. In der Schweiz hätte ich solche Fortschritte nicht einmal in einem Jahr gemacht, davon bin ich überzeugt. Es macht übrigens auch wirklich Spass und je mehr man kann, desto motivierter ist man.
In Costa Rica gibt es einiges zu entdecken, daher war ich fast jedes Wochenende unterwegs. Einmal ein Wochenendausflug nach Monteverde mit nächtlichem Spaziergang im Regenwald, ein anderes Mal einen Tag im eXtremo Park mit vielen Ziplines und weiteren Abenteuern. Die perfekte Abwechslung zum Schulalltag!
Eines ist sicher: Langweilig wird es in Costa Rica nie, und «Pura Vida» wird nach einem Aufenthalt in diesem wunderschönen Land tief in eurem Herzen verankert sein.
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