Wolken, Sonne, Regen, Wolken, Sonne…

Freitag, 11. Mai 2012, Cuenca, Ecuador (-7 Std.) 

Wie mir der Guide gestern Abend geraten hat, bin ich heute um 07.00 Uhr aufgestanden, um eine wolkenfreie Sicht auf Quito und die umliegenden Berge zu haben. Leider ist aber alles wolkenverhangen und so lege ich mich wieder ins Bett.
Nehmt auf jeden Fall genug warme Kleider mit, wenn ihr nach Ecuador kommt! Auch in sehr guten Häusern gibt es keine Zentralheizung und warmes Wasser ist nur in der Dusche üblich. Gestern Nacht war ich auf jeden Fall froh, einen Fleece-Pullover eingepackt zu haben, den ich zum Schlafen über zwei weitere Kleiderschichten ziehen konnte… Ein Bisschen habe ich meinen Daunenduvet schon vermisst 🙂
Aber genau diese Eindrücke gehören neben dem Erlernen der Sprache ja auch zu einer Sprachreise: Andere Kulturen, andere Lebensweise und Gewohnheiten kennen zu lernen. Und: Den Luxus im eigenen Land wieder schätzen zu lernen!

Heute Morgen unterhalte ich mich beim Frühstück mit dem deutschen und dem schwedischen Studenten, die in der gleichen Familie wohnen (natürlich auf Spanisch), bis diese zur Schule müssen. Anschliessend bleibe ich noch etwas mit der Gastgeberin Natalie sitzen, von der ich viele interessante Informationen zum Alltag in Ecuador erhalte. Die Gastfreundschaft wird auch hier wieder sehr gross geschrieben und es tut mir leid, dass ich heute schon wieder weiter muss.

Anschliessend nutze ich das Wireless der Schule um meinen Blogbeitrag von gestern zu versenden und in der Pause verabschieden wir bei einem Apéro die schwedische Studentin, welche heute ihren letzten Schultag hat. Das Wetter ist heute genau so, wie es anscheinend in Quito oft ist: wechselhaft und unberechenbar. Kaum will ich zum Vulkan aufbrechen, bemerke ich, dass die gegenüberliegenden Berge alle wolkenverhangen sind. Also nutze ich die Zeit, um am Reisebericht über die Destinationen und die Schulen weiterzuschreiben und am Mittag esse ich mit meiner ecuadorianischen Gastfamilie und den Studenten zu Mittag. Typisch ecuadorianisch: zur Vorspeise gibt es eine Suppe. Die Hauptspeise besteht aus Poulet, Kartoffeln, gebratenen Kochbananen, Reis und einem Gemüse, von dem ich nicht mehr weiss, wie es heisst (auch kulinarische Neuentdeckungen gehören zum Aufenthalt in einer Gastfamilie). Da es anschliessend ziemlich regnet und gar nicht mehr so viel Zeit bleibt, verbringe ich die zwei Stunden bis zu meiner Abreise bei der Familie, anstatt noch einmal in die Stadt zu fahren.

So knapp bin ich schon lange nicht mehr an einem Flughafen angekommen… Der Verkehr in Quito war der Wahnsinn und auch am Flughafen scheint es unglaublich viel Betrieb zu haben. Zum Glück habe ich gestern in der Schule bereits meinen Boardingpass ausgedruckt, sonst würde ich jetzt nun wohl auch zu der grossen Menge Passagiere gehören, welche sich vor den Check-in-Automaten angesammelt hat… Bei einem Mitarbeiter einchecken kann man anscheinend am Inlandterminal von Quito nicht mehr und viele Leute scheinen mit den Automaten doch recht überfordert zu sein. Aber auch bei der Gepäckabgabe kommen wir nicht wirklich vom Fleck. Es gibt nur zwei Schalter und die Schlange wird länger und länger, da am einen Schalter seit etwa einer Viertelstunde ein Pärchen (Touristen, nicht zu übersehen) sein sieben Sachen von einem Gepäckstück ins andere umpackt und mit der Mitarbeiterin am Schalter hin und her diskutiert… Eine andere Mitarbeiterin der Airline neben mir schickt immer wieder Leute weg mit der Bemerkung „Sie sind zu spät, sie hätten sich eine Stunde vor Abflug einfinden sollen“. Inzwischen ist 17.15 Uhr und auf meinem Boardingpass steht, dass ich mich um 16.30 Uhr hätte zeigen sollen und dass das Boarding um 17.25 Uhr beginnt. Vorsichtig frage ich bei der Dame mal nach, wie es mit meinem Flug ausschaut. Es scheint sie nicht sonderlich zu beunruhigen, dass ich immer noch in dieser Schlange stehe, was mich selber auch beruhigt 🙂 Als ich das Gepäck endlich los bin geht’s durch die Gepäckkontrolle und anschliessend sofort zum Boarding.

Von meinem Fensterplatz aus sehe ich sehr eindrücklich, dass Quitos Flughafen mitten in der Stadt liegt. Will ich mich in so einem Moment wirklich daran erinnern, dass ich mal eine Reportage über die zehn gefährlichsten Flughäfen der Welt gesehen habe und dass Quito einer davon ist? Zur Beruhigung: Ab Juni oder Juli soll für internationale Flüge ein ausserhalb liegender Flughafen eröffnet werden.

Kaum sind wir in der Luft (so scheint es mir zumindest), kündigt der Pilot bereits an, dass wir im Landeanflug auf Cuenca sind (Flugdauer 40 Minuten). Auch dieser Flughafen liegt mitten in der Stadt. Aber im Gegensatz zu Quito ist hier so nahe an die Piste gebaut, dass ich beim Rollen zum Standplatz zweimal schauen muss, ob die Flugzeugflügel wirklich an den Häusern vorbeipassen.

Draussen erwarten mich bereits Fabiola und ihr Mann Galo, bei denen ich die nächste Woche wohnen werde. Nachdem ich mir in ihrem grossen Haus ein Zimmer aussuchen durfte (Fabiola bietet vier Studentenzimmer an), erhalte ich ein leckeres Abendessen und die ersten Infos über Cuenca.

Morgen nehme ich mit den Studenten unserer Partnerschule Estudio Sampere am Ausflug „El Chorro de Girón“ teil, daher wird wieder nichts mit Ausschlafen. Ich richte mich in meinem Zimmer ein und bin froh, dass ich nicht nach zwei oder drei Nächten schon wieder den Koffer packen muss. Ich bin gespannt auf die Woche in Cuenca und ich werde euch sicher noch einmal darüber berichten.

Buenas noches!

 

 

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