Donnerstag, 3. Mai 2012, Mendoza, Argentinien (-5 Std.)
Am Morgen früh brechen wir bereits Richtung ein weiteres Land auf. Mit dem Bus soll es über die schneebedeckten Anden von Chile nach Argentinien gehen. Geplante Abfahrt ist 10.00 Uhr, geplante Ankunft 18.00 Uhr. Erstaunlich pünktlich fahren wir los und wir haben uns bereits von der Schweiz aus die besten Plätze im ersten Stock an der Frontscheibe gesichert.
Wir waren bereits darauf vorbereitet, dass der Zeitaufwand an der Grenze nicht ganz absehbar ist. Dass die Abwicklung so ineffizient sein würde, haben wir uns aber doch nicht gedacht. Am Zoll angekommen, haben wir zuerst gemütlich Zeit, etwas zu Essen zu kaufen, bevor alle Passagiere des Buses in einer Reihe für das Zollprozedere anstehen müssen. Lustig finden wir, dass pro Zollhäuschen je ein chilenischer und ein argentinischer Beamter sitzen (ihr müsst wissen, dass die Bewohner dieser beiden Länder nicht gerade die besten Freunde sind). Der Chilene scannt den Pass ein und stempelt die Ausreisepapiere ab, reicht diese dann an den Argentinier weiter, der ebenfalls den Pass einscannt und die Einreisepapiere abstempelt. Zwischendurch halten sie ein Schwätzchen und so ist nach den Einreiseformalitäten bereits über eine Stunde vergangen. Anschliessend gesellen wir uns zu unseren Mitpassagieren, welche wieder an einem anderen Ort anstehen, auch wenn wir nicht genau wissen wofür und ob wir das auch machen müssen. Anscheinend werden dort stichprobenartig die Gepäckstücke kontrolliert, welche alle aus dem Bus ausgeladen wurden. Ein streng schauender Beamter zeigt auf Yolandas Gepäck und verlangt die Öffnung des Koffers. Als seine Kollegin nachfragt, ob wir Argentinier oder Touristen sind, darf der Koffer allerdings gleich wieder unbeachtet geschlossen werden. Offenbar macht nur der Koffer selber einen verdächtigen Eindruck, wir selber aber nicht 🙂
Nach ca. zwei Stunden am Zoll fahren wir gut gelaunt weiter – bis zur übernächsten Kurve. Dort werden wir nämlich an einem weiteren Kontrollposten angehalten, der nach einem uns unbekannten Prinzip wieder gewisse Fahrzeuge rauswinkt. Wir bleiben zuerst sitzen, bis eine der Passagiere etwas unfreundlich verlangt, dass alle Passagiere aussteigen sollen um ihre Gepäcke zu identifizieren, damit wir nicht die Nacht dort verbringen müssen. Während nämlich viele Passagiere noch unwissend im Bus sitzen, versuchen die Beamten draussen die Gepäckstücke den Passagieren zuzuordnen. Anscheinend ist das Problem, dass sich zu verschiedenen Gepäckstücken keine Besitzer finden lassen. Einer der Beamten erwähnt auch noch, dass in einem der Gepäckstücke Diamanten gefunden wurden und wir sind beide froh, dass wir absolut keine verdächtigen Gegenstände mit uns führen (ausser vielleicht den Rest der ungefähr vier Kilogramm Schokolade, welche wir als Präsent für unsere Partner mitschleppen. Hier vergeht sicher noch einmal über eine Stunde, bevor wir endgültig die Talfahrt Richtung Mendoza antreten können.
Unser Gepäck ist natürlich ganz zuunterst im Bus verstaut, so dass wir auch am Busbahnhof in Mendoza noch einmal gut eine halbe Stunde warten, bevor wir mit dem Taxi zu unserer Unterkunft aufbrechen können.
Die Fahrt war wirklich ein Erlebnis und obwohl sie etwas an Geduld gefordert hat, würden wir sie auf jeden Fall weiterempfehlen. Die verschiedenen Landschaften auf dem Weg, die verschneiten Andengipfel und das Erlebnis, von Chile nach Argentinien zur Abwechslung auf dem Landweg zu reisen (fast ausschliesslich unter Einheimischen), entschädigt auf jeden Fall dafür. Ausserdem zeigt es einmal mehr, dass die Schweiz längst nicht das bürokratischste Land ist…
Ein Taxi bringt uns in die heutige Unterkunft, wo sich unsere Gastgeberin bereits Sorgen um uns macht. Verspätungen auf dieser Strecke sind zwar üblich, aber eine so grosse Verzögerung, erstaunt auch sie. Trotzdem bereitet sie uns noch ein leckeres Abendessen zu, nachdem wir müde von den spannenden Eindrücken und dem vielen Warten in unsere Betten fallen.