Montag, 30. April 2012, Bogotá, Kolumbien
Während zwei Nächten haben wir in Cartagena kaum schlafen können vor Hitze und heute Morgen in Bogotá hat es nun etwas Überwindung gebraucht, aus dem warmen, vielschichtigen Bett ins kalte Bad zu tapsen. Zum Glück gibt es hier bei den meisten Gastfamilien warmes Wasser!
Für die Anreise zur Schule wählen wir die Transmilenio, ein Schnellbusnetzwerk, welches seit 2001 existiert und über eigene Spuren durch die ganze Stadt verfügt (quasi als Metroersatz). Relativ schnell und bequem kommen wir nach ca. 30 Minuten im Quartier Chapinero an, in dem sich die Schule befindet. Nach einem kurzen Fussmarsch sind wir bei unserer Partnerschule Nueva Lengua angelangt und werden von den Mitarbeitern freundlich empfangen. Das nachfolgende Programm kennt ihr ja bereits 🙂 Schulrundgang, Fotos schiessen, Fragebogen ausfüllen. Die Atmosphäre hier ist etwas geschäftiger als an der zweiten Schule von Nueva Lengua in Cartagena. Beim Klima hier, würde uns beiden allerdings das Lernen auch einfacher fallen als an der Karibik…
Anschliessend erkundigen wir uns bei der Schule, wie wir in der kurzen Zeit, die uns leider für diese riesige Stadt nur bleibt, das Wichtigste besuchen können. Spontan wird eine private Rundreise für uns organisiert und nach einem typischen Mittagessen nahe der Schule geht die Erkundungstour durch Bogotá los. Zuerst fahren wir zur Talstation der Seilbahn (erbaut von ABB in der Schweiz :-)) und fahren auf den Cerro de Monserrate, von dem aus wir einen unglaublichen Ausblick auf die Stadt haben. Das Unglaubliche: Gemäss unserem Reiseleiter sieht man von hier aus nur einen Drittel der Stadt mit doch über 8 Mio. Einwohner… In Bogotá ist es in der Regel so, dass der Wohnort aussagt, zu welcher Einkommensschicht gehört. Die Reichen wohnen im Norden, ganz im Südosten leben die Ärmsten der Region. Allerdings haben wir uns während dem heutigen Tag und in den von uns besichtigten Regionen (wo sich unsere Studenten auch bewegen) jederzeit sicher gefühlt. Klar muss man wie in jeder Grossstadt achtsam sein, denn Taschendiebe sind hier (wie auch bei uns) unterwegs.
Der nächste Stopp führt uns ins historische Stadtzentrum La Candelaria, welches wir zu Fuss erkunden. Wir besuchen die Plaza Bolívar, vorbei am Regierungspalast und weiter zum Museo Botero. Fernando Botero ist weltweit bekannt für seine Darstellungen der „gordas“ (dicke Frauen). Später im Flugzeug fragen wir uns wortlos, ob eine dieser gordas sich davongeschlichen und neben Sarah gesetzt hat…
Auf der Heimfahrt machen wir einen kurzen Umweg durch das hübsche Quartier Usaquén, ein ehemaliges Dorf, welches in seinem Stil restauriert wurde und heute vor allem für das Nachtleben und auswärts essen bekannt ist. Diese Option von Heimweg war zwar sehr bequem und unterhaltsam, da wir noch viele weitere Infos erhalten, dafür sind wir ca. 75 Minuten unterwegs und davon gut 60 Minuten in stockendem Kolonnenverkehr. Die andere Option (mit dem Transmilenio) wäre zur Stosszeit zwar schneller, dafür hätten wir uns wohl wie Sardinen in der Büchse gefühlt…
Wir empfinden Bogotá als sehr lohnenswerte Destination, empfehlen Kolumbien allgemein jedoch eher für bereits Reiseerfahrene, oder solche, welche einen grossen Kulturunterschied nicht scheuen.
Bei unserer Gastgeberin Clara zu Hause angekommen, widmen wir uns wieder der Schreibarbeit, bis sie uns zu Tee und Kuchen ruft. Yolanda fragt nach einem Pfefferminztee, doch leider hat Clara keinen im Haus. Kamillentee ist daher auch gut für sie. Als wir ins Wohnzimmer kommen, liegt auf einem Kaffeeteller ein undefinierbares Kraut, gemäss Clara Minze aus ihrem Garten. Yolanda schnüffelt verdächtig an dem Grünzeug, welches ganz und gar nicht nach Minze riecht. Was macht man nun in so einer Situation in einem Land, in dem die Gastfreundschaft sehr gross geschrieben wird und alle Augen gespannt auf einem gerichtet sind, während man ihre (auf dieser Reise immer super leckere!) Kost probiert? Das Kraut unauffällig unter den Tisch werfen und allenfalls den heiss geliebten Hund von Clara damit vergiften? Hm… Yolanda entscheidet sich dafür, das Blatt aufzubrühen. Nach kurzer Zeit kommt ihr aber die Idee, dass man mit Zugabe eines Kammillenteebeutels eventuell die drohende Vergiftung etwas abschwächen kann, was anscheinend wirkt.
Nach einer herzlichen Verabschiedung von Clara und ihrem Hund Lucas, bei denen wir (und sicher auch die Studenten) sich sehr wohl fühlen, fahren wir um 20.30 Uhr bei starkem Regen Richtung Flughafen, wo wir pünktlich um 23.55 Uhr Richtung Chile abheben. Die Nacht im Flieger kurz, die Ankunft in Santiago ist um 06.45 Uhr geplant (was in Bogotá 05.45 Uhr entspricht).